Titelbild: Das Logo des Vereins
Vielen ist der sperrige Kleinlastwagen schon aufgefallen. Besonders rund um das Neubad, dort wo die Heimbasis ist oder im St. Johann wo der Verein seinen Sitz hat. Der hohe, weiss gestrichene Aufbau mit den grossen Fenstern rundum und oben der Schriftzug SPRACHMOBIL.CH sind dazu da gesehen zu werden. Doch was genau ist das Sprachmobil? «Ein mobiler Lern-Begegnungsraum mit Schwerpunkt Deutsch für Geflüchtete in der Nordwestschweiz», so beschreibt es die Broschüre des gleichnamigen Vereins auf der ersten Seite. Billy Meyer trug die Idee zu diesem unterschwelligen Sprachlernangebot für Geflüchtete bereits zwei Jahre mit sich herum, bis er genügend Zuspruch und Geld hatte, um die Idee umzusetzen. Dann dauerte es noch einige Zeit bis das Mobil designt und bestellt war und auch die Suche nach freiwilligen Lehrpersonen und Helferinnen und Helfern, brauchte seine Zeit. Jetzt fährt das Sprachmobil seit knapp einem halben Jahr an diversen Orten in den Kantonen Basel-Landschaft, Aargau und Solothurn regelmässig vor und vermittelt die deutsche Sprache. Die Helferinnen und Helfer müssen keine Lehrpersonen sein, es genügt, wenn sie offene Personen sind, die Freude am Vermitteln der deutschen Sprache und ein offenes Herz für die Geflüchteten haben. Eine Schulung in dem Sinn gibt es nicht, aber es werden Unterlagen abgegeben, so zum Beispiel auch ein Traumakonzept, denn viele der Lernenden haben auf ihrer Flucht traumatisches erlebt. «Da muss eine Sprachvermittlerin oder ein Sprachvermittler schon einmal hinnehmen, dass die angemeldete Person nicht erscheint. Es kann sein, dass die geflüchtete Person zum Beispiel gerade mit «zu Hause» geredet hat und danach absolut keine Lust mehr zum Lernen hat, das muss man dann verstehen» sagt Billy Meyer im Gespräch. Als freiwillige Person, muss man sich verpflichten während mindestens 3 Monaten einen halben Tag mit dem Sprachmobil unterwegs zu sein. Wer neu anfängt sollte sicher einmal mit einem erfahrenen «Sprachmobiler» mitfahren, um zu sehen, was auf einem zukommt. Einige Freiwillige helfen auch beim Administrativen, so kann der Verein mit sehr wenigen Geldmitteln viel erreichen. Neuste Errungenschaft ist eine Kalender-App und die dazu gehörige interaktive Website. Auf diesem neuen Medium melden sich die interessierten Deutsch-Lernwilligen an ihrem Standort an, der Platz ist auf 6 lernende Personen beschränkt. Der Innenraum des Sprachmobils ist am Tag durch die grossen Fenster und in der Nacht durch zwei LED-Reihen schön hell. Es hat genügend bunte Stühle und ein Flipchart ist an der Vorderseite befestigt. Mehr braucht es nicht. Im Vordergrund steht das Gespräch, die Begegnung in und mit der deutschen Sprache, manchmal bringen die Geflüchteten auch ihre Hausaufgabenhefte oder andere Unterlagen mit. Wenn es draussen warm wird kann das Ganze auch aussen vor dem Gefährt stattfinden. Die Lehrenden tragen sich ebenfalls ein und so finden sich beide Seiten. Das App läuft erst seit Anfang Mai 2019 und ist noch nicht richtig bei den Beteiligten angekommen. Erfahrungsgemäss dauert es ein paar Monate, bis so eine App von der Zielgruppe voll genutzt wird.
Durch das Freiwilligenkonzept kostet das Angebot weder die Gemeinden oder die Heimbetreiber noch die Geflüchteten etwas. «Natürlich, würden wir nicht nein sagen, wenn eine Gemeinde uns zum Beispiel einen Zustupf ans Benzin geben würde», sagt Billy Meyer im Gespräch. Im Moment ist er wieder einmal auf der Suche nach weiteren Sponsoren (bis jetzt durfte der Verein ca. 110 private Spenden und 7 Spenden von Stiftungen entgegennehmen.) für weisse Plissee, um die grossen Fenster im Sommer abzudecken. Einen Dach-Spoiler für das Fahrzeug (um Benzin zu sparen) konnte der Verein sich vor noch nicht langer Zeit leisten. Die Reparatur des herausziehbaren Storens, der angefahren wurde (leider hat der Täter/die Täterin sich davon gemacht, ohne sich zu melden) ist in die Wege geleitet und wird ca. CHF 1000.- kosten.
Im Moment sucht der Verein neben Sponsoren auch noch ein paar freiwillige Lehrpersonen die offen für Geflüchtete sind, sowie Freude am Vermitteln der deutschen Sprache haben. Es gab auch schon Helferinnen, deren Muttersprache türkisch oder englisch war und die vielleicht gerade deswegen die deutsche Sprach gut vermitteln konnten. Gemeinden, Heimbetreiber oder Organisationen, die sich um Geflüchtete kümmern und eine niederschwellige Art suchen Deutsch zu vermitteln können sich gerne beim Verein melden. Es braucht einen Platz wo das Fahrzeug für knapp eine Stunde stehen kann und einen Stromanschluss. Das Fahrzeug kann aber auch von Firmen gemietet werden, die zum Beispiel in einem kleinen konzentrierten Rahmen ihren fremdsprachigen Mitarbeitenden Fachausdrücke beibringen wollen. Dieses Angebot kostet rund CHF 250.00 pro Tag.
Für alle Anfragen gilt folgende Adresse:
Verein Sprachmobil.ch
Billy Meyer, St.Johanns-Vorstadt 62, CH 4056 Basel
+41 61 383 17 20
info@sprachmobil.ch
Ist das Bild auch da?
Das SprachMobil mit dem Dachspoiler (c) Verein Sprachmobil