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Titelbild: Tramstau (c) P. Karger

 

Wahrscheinlich war die Medienmitteilung des Bau- und Verkehrdepartements von heute morgen schon längstens geschrieben, wenn nicht auf Papier, dann mindestens in den Köpfen! Rund dreiviertel der Befragten würden künftig gerne auf Doppelhaltestellen verzichten! Das ist die grobe Zusammenfassung der Meldung. Natürlich werde noch sorgfältig ausgewertet und erst im Sommer 2019 endgültig entschieden. Doch jetzt schon wollen, laut Mitteilung, viele Leute diese Einfachhaltestellen beibehalten und man bemühe sich diesem Wunsch so schnell wie möglich zu entsprechen. In der Mitteilung steht nichts von Tramstaus (mehrere Male beobachtet, vor dem Bankverein und zwischen Bankverein und Barfüsserplatz), nichts von zusätzlichen Belastungen für andere Verkehrsteilnehmer und nichts davon, welche andere Doppelhaltestellen auch noch umgebaut werden würden. So läuft das im Department der Verkehrsbehinderungen, alle Möglichkeiten, um es den Menschen schwer zu machen, werden ausgenutzt und nur wer sich für die ewig besser Wissenden und alles richtig Machenden konform im Verkehr bewegt, hat einen Vorteil.

Praxistest Einfachhaltestelle beim Bankverein (c) BVB

 

In vielen Ländern dieser Welt sind die Ein-bzw. Aussteigzeiten von Eisenbahnen, U-Bahnen und anderen öffentlichen Verkehrsmitteln ein wichtiges Thema der Verkehrsplaner. Je schneller die Menschen in die Transportmittel hinein und hinaus kommen desto schneller kann das Verkehrsmittel weiterfahren und desto günstiger kommt der Betrieb. In Basel scheint dies alles nicht zu greifen und die komfortable Situation von Doppelhaltestellen: (es können gleichzeitig viele Leute in zwei Fahrzeuge Aus- und Einsteigen) wird fadenscheinig unter der Begründung der Behindertenfreundlichkeit gestrichen. Dabei wäre es einfach; ein simples ‚H‘ oder ‚V‘ für hinten und vorne bei der Anzeige des  jeweilig einfahrenden Trams und eine gute Kennzeichnung am Boden wo sich das jeweilige ‚H‘ und ‚V‘ genau befindet und schon muss niemand mehr aufs Trämli rennen. Natürlich bedingt das, eine genauere elektronische Anzeige an jeder Haltestelle (aber bei der Basler Anzeigenlösung kann ja nicht einmal die Reihenfolge der einfahrenden ÖV im Voraus angezeigt werden) und natürlich bedingt es auch einen längeren und damit teureren Umbau der jeweiligen Einstiegsmöglichkeiten, weil die Doppelhaltestellen bestehen bleiben. So wird natürlich auch die Diskussion um die Kissenlösungen (nur an einigen Stellen wird die Haltestelle erhöht, damit behinderte Menschen ebenerdig in die Trams einsteigen können) abgewürgt.

Wir können jetzt auf die genaue Auswertung im Sommer gespannt sein, wie viele Leute wurden wirklich befragt, wie viele davon waren behindert, im Sinne von schwierigem Ein- und Aussteigen und vor allem was haben die Leute in den Interviews genauer gesagt. Ich habe diese Befragungen mehrere Male beobachtet und gesehen, dass die Interviewten meistens relativ lange Antworten gegeben haben. Wie wird dies in der Auswertung wiedergegeben? Sehr unglücklich ist die Tatsache, dass die Befragungen von der BVB gemacht wurden, sie also nicht unabhängig sind. Wir alle wissen wie sehr es auf die Frage und die Fragestellung selber ankommt, die Statistik wird bereits hier entsprechend beeinflusst.

Die leidigen Diskussionen um die vielen anstehenden behindertengerechten Umbauten im Zusammenhang mit dem ÖV werden aber auch durch die Lösung der Verwandlung von Doppelhaltestellen in Einfachhaltestellen nicht gestoppt werden. Immer noch brodelt es um den Umbau an der Missionsstrasse (dort ist es auf einmal möglich wegen einer Einfahrt eine Kissenlösung zu bauen) und die grossen Änderungen zum Beispiel beim Schützenhaus (eine behindertengerechte Haltestelle kann man nicht in der Kurve bauen, also wird die Haltestelle Stadtauswärts voraussichtlich in den Steinenring gebaut) oder noch komplizierter am Aschenplatz sind noch nicht einmal vorgestellt. Klar ist das auch überall dort wo jetzt umgebaut werden muss, immer die Lösung gefunden wird, die den Individualverkehr am meisten behindert. Dabei wäre es jetzt endlich an der Zeit alle Verkehrsteilnehmer so zu behandeln, dass sie einfach und schnell an ihr Zielort kommen. Gerade dies scheint beim Bau und Verkehr Department aber nicht das Ziel zu sein, hier geht es nur um die Behinderung des Individualverkehrs. In diesem Zusammenhang steht auch die immer weiter nach hinten verschobene Abstimmung zu der sogenannten Zwillingsinitiative „Zämme Besser“ des Gewerbeverbands Basel Stadt. Es könnte ja sein, dass die Bevölkerung dem Gewerbeverband folgt und wirklich ausgeglichene Lösungen und Parkmöglichkeiten für alle Verkehrsteilnehmer möchte. Dann müssten alle diese Verhinderungsmassnahmen überdacht werden. Also wird so lange wie möglich nicht darüber abgestimmt.

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