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Grosses Nein Plakat am Parkhaus Badischer Bahnhof (c) P. Karger

Es gibt wahrscheinlich sehr viele Erklärungen, warum so viele Basler Bürgerinnen und Bürger ja zu diesem unsäglichen Ratsbeschluss gesagt haben. Es gibt sicher Leute, die den SBB ihre Drohung das Land zehn Jahre brachliegen zu lassen geglaubt haben. Es gibt Leute die immer noch das Gefühl haben Wohnungen bauen sei in Basel die einzige Art die Stadt vorwärts zu bringen. Dann gibt es das grosse Mehr an Menschen, denen Abstimmungen nur wichtig sind, wenn es sie selber betrifft! Gerade letztere Gruppe ist es, die unserer Stadt enorm schadet, immer wenn es nicht gerade ums eigene Portemonay (Steuern, AHV oder Krankenversicherung usw.) oder um Dinge direkt in der eigenen Umgebung (Baubegehren oder Lärmemissionen usw.) geht, dann wird blind der Vorgabe der Regierung oder der eigenen Partei gefolgt. Gerade wenn es um das Gewerbe geht ist das leider häufig der Fall. Den meisten Wählerinnen und Wähler ist es völlig egal ob ein KMU in Basel ist und hier Steuern bezahlt. Erst wenn der Elektriker eine Stunde Weg berechnet, erst wenn der Schlüsselservice drei Stunden braucht bis er vor Ort ist und erst, wenn der Sanitär, den Wasserschaden in der eigenen Wohnung nicht schnell genug beheben kann, weil er im Verkehr stehengeblieben ist, erst dann reagiert diese Leute aber dann ist es definitiv zu spät. Vor allem wenn ein Gewerbe laut ist und/oder andere Emissionen ins Spiel kommen, dann sind die Basler bereit diese KMUs in benachbarte Kantone abzuschieben unter dem Motto: « wir machen den Dreck, die Auswirkungen sollen in anderen Kantonen behoben werden.» Alles was unangenehm ist, wird ausgelagert. Wir können gespannt sein, wie lange es noch dauert, bis Bell wegziehen muss und auch der Standort für die Kehricht-Verbrennung muss ja nicht unbedingt auf städtischem Boden stehen. Was jetzt folgen wird ist für Basel mindestens so schlimm wie für die Firmen selber, die mit grossen Schwierigkeiten einen neuen Standort suchen müssen und diesen nur noch ausserhalb unseres Kantons finden. So ist klar, dass die Recyclingfirma nie mehr einen Standort in der Stadt finden wird, genauso wie andere Emissionsbereiche Firmen. Bei den Gartenbaufirmen kann diese Entwicklung schon lange beobachtet werden. Da wo auch an einem Samstagmorgen Kies geschaufelt wird, da wo im Hinterhof Bretter für eine neue Gartenanlage zersägt werden, da wo nur schon mehrere Male am Tag ein Kleintransportfahrzeug ein und aus fährt um Material zu laden oder schlichtweg Mitarbeiter zur Arbeit kommen oder gehen, überall da wird sich über kurz oder lang die Anwohnerschaft gegen Lärm und anderes wehren. Kommt es zu Reklamationen, verliert immer das Gewerbe und Firmen müssen wegziehen, klar finden Sie keine neuen Standorte mehr in der Stadt. Die grossen Versprechen das Gewerbe auf unserem Kantonsgebiet zu fördern gelten, wenn überhaupt, nur für sogenanntes stilles Gewerbe und auch da wird es für Firmen, die länger abends arbeiten und darum hell erleuchtete Fenster haben immer schwieriger. Was kaum zur Sprache kommt, sind die Ausbildungsplätze. Bereits jetzt merken die Verantwortlichen an der Gewerbeschule jede Firma die von Basel wegzieht. So werden die lernenden der Firma Selmoni bald einmal in Baselland zur Schule gehen und im Basel werden weitere Klassen geschlossen. Gleichzeitig bemüht sich das Erziehung Department die Maturitätsquote zu senken. Kein Wunder funktionieren alle Massnahmen dagegen kaum, es hat ja gar keine Ausbildungsplätze mehr in der Stadt.

Wir können jetzt gespannt sein, was die Regierung von ihren vielen Versprechungen wirklich hält. Werden wirklich in anderen Transmissionsgebieten wie Klybeck, Dreispitz, Walkeweg usw. Gebiete für das Gewerbe geschaffen? Wobei hier nicht die Frage nach Büroflächen zu stellen ist, sondern wirklich Gebiete für emissionsreiches Gewerbe! Es ist zu hoffen, dass die Verantwortlichen für die verpasste Chance auf dem Volta-Nord Gebiet sich wenigstens darum kümmern, dass solche Gewerbeflächen zur Verfügung gestellt und so geschützt werden, dass sie auch betrieben werden können.

Interessant ist auch folgende Erkenntnis: die gleichen Parteien und Wählerinnen und Wähler, die vor noch nicht allzu langer Zeit auf die Strasse gingen um den Personalabbau bei der Novartis anzuprangern haben stark für den Wohnungsbau im Lysbüchel-Gebiet lobbyiert. Wie das zusammenpasst ist mir ein grosses Rätsel, auf der einen Seite ärgert man sich über den Personalabbau bei der Pharma und auf der anderen Seite verhindert man das Gewerbe, nur um Wohnungen zu bauen. Gewerbe, das notabene auch Lieferant der Pharmaindustrie sind und jetzt von viel weiter her liefern muss, was auch mehr Transportfahrten zur Folge hat.

Schaue ich mir die Reaktionen der sogenannten Gewinner an, frage ich mich nicht zum ersten Mal wie es eigentlich wäre, wenn diese Leute 20 Jahre nach solchen entscheiden persönlich verantwortlich gemacht würden. Würden sie dann weiterhin nur wegen der eigenen politischen Karriere gleich entscheiden?

Mein Beitrag zum Thema vom 30./31.5.2018 in der Spalentorzeitung

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