Titelbild:
Flyer zum LDP-Podium

 

Am sehr gut besuchten «LDP- im Gespräch»-Podium vom 2.4.2019 zum Thema «Naturhistorisches Museum und Staatsarchiv: braucht es einen Neubau?» Wurde intensiv über viele Punkte diskutiert. Auf der Pro-Seite diskutierten unter der Leitung von Patrick Marcolli (Chefredaktor bz) Frau lic. phil. Esther Keller (Autorin, Historikerin) und Herr Prof. Dr. Marcel Tanner (Biologe, Epidemiologe) und auf der Contra-Seite sassen Herr lic. phil. Thomas Bachmann (Kunsthistoriker) und Herr Joël Thüring (Grossrat SVP). An einem zusätzlichen Tisch sassen eine Art Expertenrat bestehend aus: Frau Esther Baur (Archivleiterin des Staatsarchivs Basel Stadt), Herr David Alder (Co-Leiter des naturhistorischen Museums) und Frau Sonja Kuhn (Co-Leiterin der Abteilung Kultur im präsidialen Department des Kantons Basel Stadt).

Das Podium von rechts nach links: Marcel Tanner, Esther Keller, Patrick Marcolli, Joël Thüring, Thomas Bachmann, Esther Baur, David Alder, Sonja Kuhn

Beide Institutionen, das naturhistorischen Museum wie auch das Staatsarchiv haben an ihrem jetzigen Standort massive Platzprobleme. Das Staatsarchiv betreibt deswegen viele Aussenstellen und ein grosser Teil der angefragten Unterlagen muss jeweils an die Martinsgasse in den Lesesaal geholt werden. Dies bedeutet nicht nur jeweils hohe Transportkosten es ist auch immer mit einem Risiko für die Unterlagen verbunden und die Forschenden müssen alle Schritte gut Vorausplanen. Dazu kommt dem Staatsarchiv heute keine klimatisierten Magazine zur Verfügung stehen, dass aufbewahrte Archivgut wird also immer mehr Schaden nehmen. Das Naturhistorischen Museum, das heute an der Augustinergasse im sogenannten Berri-Bau beheimatet ist, kann im Moment nur einen kleinen Teil seiner Ausstellung zeigen. Dieser Berri-Bau wurde im Jahr 1849 eröffnet und seither immer wieder umgebaut und teilweise mit zwischen Stockwerken erweitert. In den ersten Jahren wurde der Bau neben den Ausstellungen auch für Vorlesungen der Universität, für diverse Veranstaltungen und als Bibliothek benutzt. Jetzt muss dieser Bau saniert und Erdbebensicher gemacht werden. Bei diesem Umbau reden die Denkmalschützer mit und es sieht so aus, als ob die eingezogenen Zwischenstöcke zurück gebaut werden müssen. Auch die Treppenhäuser müssen verändert werden. Alles in allem wird das zu einem Platzverlust von ca. 40 % führen. Auch beim Museum ist es so, dass die Sammlungen nicht richtig gelagert werden können. Das Museum möchte mehr von seinen umfassenden Sammlungen zeigen können. Da beide Häuser heute schon heute immer wieder zusammenarbeiten, kam die Idee eines gemeinsamen Baus beim Bahnhof St. Johann zustande. Gegen dieses Bauvorhaben, das im Grossen Rat noch mit 71 gegen 19 Stimmen bei 6 Enthaltungen angenommen wurde, hat namentlich die SVP das Referendum ergriffen. Der Bau sei mit über zweihundert Millionen Franken zu teuer, es fehle eine Gesamtschau der Museumsprojekte und auch eine Museumsstrategie sei vom präsidialen Department nie präsentiert worden, so das Referendumskomitee.

Mehr oder weniger die bereits genannten Punkte führten die Herren Bachmann und Thüring in der Diskussion immer wieder auf. Dazu kam die Meinung, dass Museen in die Innenstadt gehören, Herr Thüringen verglich dies mit der Museumsinsel in Berlin, was zu Erheiterung der Zuschauer führte. Von der Pro-Seite wurde entgegnet, dass der neue Standard des geplanten gemeinsamen Baus beim St. Johann Bahnhof ziemlich gleich weit vom Bahnhof SBB Weg sei wie das heutige naturhistorischen Museum. Laut GoogleMaps sind es bis zur Augustinergasse mit den ÖV 12-15 Minuten, miteingerechnet ein Fussweg von 6-8 Minuten. Vom Bahnhof SBB zum Bahnhof St. Johann sind es mit dem ÖV 14 Minuten, wobei kaum Fussweg inbegriffen ist. Das stark wachsende Gebiet ‚Volta Nord‘ als peripher zu bezeichnen wird immer schwieriger, weil gerade der Vogesenplatz immer mehr ins Zentrum eines neuen Quartiers rückt. Auf der finanziellen Seite wurde von Herrn Bachmann ausgeführt, dass der Preis pro Laufmeter Akten im Staatsarchiv im Neubau enorm viel teurer sein werde als in Zürich oder in Liestal. Frau Baur konterte hier mit der Erklärung, dass in Zürich auf einem grossen Gebiet einfach immer wieder ein Magazin – sie nannte es ‚Klötzli‘ – nach dem anderen hinzu gebaut wird, also einfache Magazinbauten, die natürlich nicht mit dem Neubau in Basel verglichen werden können. Liestal sei ein einfacher Umbau und auch das ist natürlich nicht zu vergleichen. Beim Kritikpunkt einer fehlenden Museumsstrategie wurde in der Diskussion nicht klar ausgeführt, was für einen Einfluss dies auf den Neubau haben könne, ist doch der Platzbedarf und die Sicherheit der Exponate unbestritten. Auch den Vorwurf einer fehlenden Synergie der beiden Institutionen konnten die Befürworter widerlegen. Beide Institutionen forschen immer wieder zusammen, beide Institutionen lagern zum Teil sehr alte Exponate und beide Institutionen möchten mehr Schulklassen aufnehmen und sich der Öffentlichkeit besser präsentieren können.

Auch wenn noch einige Strategien nicht geliefert sind und vielleicht die eine oder andere Antwort noch nicht definitiv gegeben wurde, ist zu sagen das dieser Neubau enorm wichtig ist für Basel als Museumsstadt ist. Auch für das Staatsarchiv braucht einen Neubau, um endlich richtig zu funktionieren. Gerade beim Staatsarchiv gilt: wisse woher Du kommst, um zu wissen wohin Du gehst! Ermöglichen wir also an der Abstimmung am 19.5. diesen wichtigen Neubau.

Erster Berich in der Gundeldingerzeitung vom März 2018

  

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Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Claudius Sieber-Lehmann

    Herzlichen Dank an Philip Karger für die präzise Zusammenfassung der Podiumsdiskussion vom vergangenen Dienstag! Die Gegner des Neubaus brachten keine plausiblen Gründe vor, so dass J. Thüring am Ende nur noch sagen konnte: „Manchmal muss man einfach Nein sagen.“ Das scheint für ihn als Grund zu reichen. Da sind die Gründe für ein Ja auf jeden Fall eindeutiger und zwingender.
    Es ist der LDP und Heiner Vischer hoch anzurechnen, dass sie diesen Anlass veranstalteten, um die Abstimmenden für eine sehr wichtige Entscheidung zu sensibilisieren.

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